Pressemitteilung – Westfleisch

i.A. Klaus

Die (vorübergehende) Schließung der Firma Westfleisch war mehr als überfällig. Dass dies erst durch den NRW Gesundheitsminister Laumann angeordnet werden musste, zeigt der LINKEN im Kreis Coesfeld einmal mehr wo Westfleisch seine Prioritäten setzt.

In einem offenen Brief - zur Erweiterung des Schlachtbetriebs hieß es: „Coesfeld ist uns wichtig. Und zwar nicht nur unser dortiges Fleischcenter, sondern auch die Stadt, die Region, die Menschen.“

Doch jetzt in der Krise stellt sich das ganz anders dar. Man wollte die Produktion unbeirrt weiterlaufen lassen. Die Hygienestandards wurden, wie sich herausstellte, nicht eingehalten und Arbeiterinnen und Arbeiter nicht adäquat geschützt.

Besonders deutlich zeigt der vermehrte Corona-Ausbruch, unter welchen unwürdigen Bedingungen diese Gruppe, der prekär Beschäftigen leben und arbeiten müssen.

Da diese ihre Arbeitskraft an Subunternehmen zu inakzeptablen Konditionen verkaufen müssen, fehlt, auch schon in „normalen Zeiten“ eine unmittelbare Kontroll- und Einflussmöglichkeit auf Wohn-, Lebens- und Arbeitsverhältnisse der extern Beschäftigten. Tarifbindungen existieren bspw.
nicht. Die Auswirkungen einer neoliberalen Deregulierung des Arbeitsmarktes – ausgelöst
durch das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz von 2003 unter Wirtschaftsminister Wolfgang
Clement - in den letzten 15 Jahren mit ca. einer Million Menschen, die sich Leiharbeitsfirmen
verdingen müssen und damit einer Form moderner Sklaverei unterliegen, wird so offensichtlich.
Es bedarf aber erst eines politischen Skandals unter den Bedingungen einer Pandemie,
dass solche inhumanen und prekären Formen der Existenzsicherung Aufmerksamkeit
erhalten und endlich Schritte – zumindest im Hinblick auf die Einhaltung von Hygienestandards
– eingeleitet werden.

Darüber hinaus ist es jetzt aber auch an der Zeit, dass über die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im Kreis zum Schutze der Betroffenen und der gesamten Bevölkerung im direkten Umfeld und im gesamten Kreis hinaus ein Bewusstsein entwickelt wird, welche Auswirkungen fortschreitendes Outsourcing, Leiharbeit, Werkverträge, Tarifflucht und Sozialdumping haben. Gleichberechtigt neben dem Engagement für eine bessere Pflege und die Aufwertung der sozialen Arbeit ist das ein zentrales Ziel des Kreisverbandes „Die Linke“. Wir benötigen eine neue Offensive um diese Ziele mehrheitsfähig zu machen und durchzusetzen.

Wir treten ein für die Solidarität der Vielen - statt der Herrschaft der Wenigen.

Von den Kommunen und vom Kreis erwarten wir, dass alles getan wird, um die Gesundheit
der Leiharbeiter*innen und der gesamten Bevölkerung effektiv zu schützen, ggf. auch (in Abstimmung mit der Landesregierung) unter einer weiteren Verlängerung der Einschränkungen
über den 18. Mai hinaus.
Dass auf das Unternehmen Westfleisch kein Verlass ist, zeigt sich jetzt in großer Deutlichkeit.
Profitinteressen werden menschenwürdige Unterbringungs- und Arbeitsverhältnisse und
auch das Tierwohl untergeordnet. Wir hoffen, dass mündige Verbraucher*innen dies bei ihren
nächsten Einkäufen berücksichtigen.